Fliegen mit Gips und Orthese Fliegen mit Gips

Der langersehnte Urlaub steht endlich vor der Tür und Sie freuen sich auf zwei freie Wochen im schönsten Urlaubsparadies mit Ihrer Familie oder mit Freunden. Die Koffer sind schon halb gepackt, der Reiseführer organisiert und die Vorfreude steigt. Doch dann passiert das Unmögliche: Auf dem Weg zum Bäcker mit dem Fahrrad müssen Sie einem Hund ausweichen, welcher Ihnen vor die Räder läuft. Bei dem Versuch stürzen Sie vom Fahrrad und landen unglücklicherweise auf Ihrem Fuß.

Die Diagnose vom Arzt ist eindeutig: Der Knöchel ist gebrochen und Sie erhalten umgehend einen Gips angelegt. Soweit so gut, aber was ist nun mit dem lang ersehnten Urlaub? Darf man mit Gips überhaupt im Flugzeug fliegen? Wir möchten Ihnen in diesem Beitrag einen Überblick über das Thema „Fliegen mit Gips“ geben, sowie auch auf die verschiedenen Airlines etwas genauer eingehen, da es doch einige Unterschiede in den Richtbestimmungen gibt.

Generelle Informationen zum Fliegen mit Gips

Innerhalb der ersten 24 Stunden nach einer Fraktur sind keine Flüge erlaubt. Aufgrund der maximalen Schwellung des Gewebes um den Bruch sollten auch Flüge innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Fraktur vermieden werden. Zwischen 24 Stunden und 48 Stunden nach dem Bruch sind zudem nur Flüge mit einer Dauer von unter zwei Stunden erlaubt!  

Generell sollte der Gips innerhalb der ersten 7 Tage nach der Fraktur gespalten sein. Empfohlen ist dies jedoch auch noch danach, um der Wunde mehr Platz und „Freiheit“ zu geben, da das Gewebe unter niedrigen Luftdruck etwas anschwellen kann.

Airlines dürfen generell die Mitnahme von Passagieren mit Gipsverbänden ablehnen. Die entsprechenden Regelungen finden sich meist in den Beförderungsbedingungen. Alle Passagiere, welche mit gebrochenen Gliedmaßen im Gipsverband eine Flugreise antreten möchten, benötigen ein ärztliches Attest zum Nachweis der Sicherheit. Gehen Sie einfach zu Ihrem behandelnden Arzt, dieser stellt Ihnen das Attest aus und spricht mit Ihnen über potenzielle Gefahren. Darüber hinaus fordern einige Airlines zusätzlich die Unterzeichnung einer Einverständniserklärung, um zu bestätigen, dass Sie als Passagier über die Risiken des Transports aufgeklärt sind.

Welche Gefahren bestehen beim Fliegen mit Gips?

Aufgrund von dem niedrigen Luftdruck schwellen die Gliedmaßen beim Fliegen etwas an. Gerade deswegen fliegen wir gerne mit bequemer Jogginghose und ziehen auch gerne mal unsere Schuhe aus, damit wir es so bequem wie möglich haben. Doch der Gips liegt relativ eng an der Haut an, da er den gebrochenen Knochen optimal stützen und schützen soll und kann auch nicht ausgezogen werden.

Sitzt der Gips zu eng, bzw. ist nicht gespalten, können sich die Gliedmaßen nicht ausdehnen, was bei einem länger anhaltenden Zustand zu Durchblutungsstörungen und Gewebeschädigungen bis hin zur Thrombosegefahr führt. Ist der Gips gespalten, können sich die Gliedmaßen ausdehnen und das Risiko der genannten Gefahren wird reduziert.



Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kurzen Überblick geben, inwiefern die unterschiedlichen Airlines mit diesem Thema umgehen:

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Wer mit einem Gipsverband mit TUIfly fliegen möchte, braucht auf jeden Fall ein Attest! Flüge innerhalb der ersten 24 Stunden sind generell verboten. Bis 48 Stunden rät Ihnen die Airline von einem Flug ab. Zudem muss der Gips innerhalb der ersten 7 Tage nach der Fraktur gespalten sein. Warum? Der Luftdruck ist im Flieger um einiges niedriger als auf der Erde. Dies bewirkt, dass sich vor allem frische Wunden während des Fluges ausdehnen können. Liegt der Gips zu eng an der Haut an, so ist der verfügbare Platz beschränkt. Ein gespaltener Gips gibt der Wunde jedoch den benötigten Platz zum Ausdehnen.

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Die Tochtergesellschaft von Lufthansa Eurowings steht dem Thema positiv gegenüber und lässt Passagiere mit Gips an Bord, wenn dieser mindestens 5 Tage vor Reisebeginn angelegt wurde. Auch hier ist die Voraussetzung, dass der Gips gespalten ist oder zumindest über eine Dehnungsfuge verfügt. Zudem sollten Sie eine ärztliche Bescheinigung mitführen.

Lufthansa

Lufthansa hat keine allgemeingültigen Regelungen festgelegt, was das Fliegen mit Gips betrifft. Bei verschiedenen Erkrankungen und Verletzungen ist jedoch eine Beurteilung der Flugreisetauglichkeit durch den Medizinischen Dienst vorgeschrieben. Ihr behandelnder Arzt kann hierzu das Medical Operation Center aufrufen und abklären, ob Sie für den Flug geeignet sind. Hier finden Sie das Medizinische Betreuungsformularwelches Ihr Arzt ausgefüllt an die Airline schicken muss, damit diese überprüfen kann, ob Sie flugtauglich sind oder nicht. Abgefragt werden unter anderem folgende Fragen:

-          Ist der Gast in der Lage aufrecht auf einem normalen Fluggastsitz zu sitzen?

-          Ist ein Liegetransport notwendig?

-          Kann der Gast alleine reisen oder ist eine Begleitperson erforderlich?

Sollte sich Ihr Arzt beim Ausfüllen des Formulars unsicher fühlen oder noch Fragen offen sein, so kann das Medical Operation Center der Lufthansa täglich zwischen 06:00 – 22:30 Uhr telefonisch unter der 069-69 65 50 77 kontaktiert werden. Bei der Fluggesellschaft sind weltweit ca. 140 Vertragsärzte angestellt, welche Deutsch oder Englisch sprechen.

Entstehen Zusatzkosten beim Fliegen mit Gips?

Diese Frage kann  pauschal nicht beantwortet werden, da es davon abhängt, wo Sie den Gips tragen. Passagiere, welche mit einem Gips an den Extremitäten von der Hüfte aufwärts reisen, sprich Gips an Arm, Handgelenk, Finger, etc., sind weitestgehend mobil und können normal auf einem Flugzeugsitz Platz nehmen. Hierbei entstehen keine weiteren Kosten, da Sie auch nur einen Sitzplatz – wie jeder andere gesunde Passagier – in Anspruch nehmen. Die gleiche Regelung gilt auch für Passagiere mit einem Gips nur unterhalb des Kniegelenkes, sprich mit Gipsverband am Fußgelenk.

Etwas anders sieht es wiederum aus, wenn Sie einen Oberschenkelgips (Bereich Hüfte bis zum Knöchel tragen. In diesem Fall muss das Bein während des Fluges hochgelagert werden. Das Bein darf jedoch aus Sicherheitsgründen nicht auf den Gang ausgestreckt werden, sodass Sie zwei weitere Sitzplätze hinzubuchen müssen. Bei Kindern mit Oberschenkelgips hängt die Anzahl der zusätzlich zu buchenden Sitzplätze von der Körpergröße ab.

Wie buche ich die zusätzlich benötigten Plätze im Flugzeug?

Sie tragen einen Gips über das Kniegelenk und müssen somit das Bein hochgelagert und ausgestreckt über mehrere Sitzplätze legen. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie Sie diese zusätzlichen Plätze im Flugzeug buchen können, da ja pro Person immer nur ein Platz reserviert werden kann. Um zwei zusätzliche Sitzplätze buchen zu können, wählen Sie online bei Ihrer Buchung drei freie Plätze nebeneinander aus:

- Der 1. Sitzplatz wird auf den Namen des Fluggastes gebucht.

- Für den 2. Sitzplatz tragen Sie als Vornamen EXTRA und als Nachnamen LEGSEAT ONE ein.

- Für den 3. Sitzplatz tragen Sie als Vornamen EXTRA und als Nachnamen LEGSEAT TWO ein.

 

Bitte beachten Sie, dass sie bei Buchung der zusätzlichen Sitzplätze Ihre Freigepäcksgrenze für Handgepäck und aufgegebenes Gepäck weiterhin auf die Angaben von einer Person (und nicht für drei) beschränkt!