Was ist eigentlich ein medizinisches Versorgungszentrum?

Was ist eigentlich ein medizinisches Versorgungszentrum?

Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) bietet vielfältige medizinische Leistungen unter einem Dach an, durch die Zusammenarbeit von Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Therapeuten und medizinischem Personal. Welche Vorteile ein solches Zentrum hat und was dort genau gemacht wird, verraten wir Ihnen in diesem Artikel. 

Das Wichtigste im Überblick

  • In medizinischen Versorgungszentren ist die Inhaberschaft und die medizinische Leistung getrennt 
  • Alle Formen der Behandlung - ambulant, stationär und Rehabilitation - werden an einem Standort angeboten
  • Patienten erhalten umfassenderen Zugang zu verschiedenen medizinischen Dienstleistungen
  • Vorteil eines MVZ: Ärzte können sich auf Patientenbehandlung fokussieren, ohne betriebswirtschaftliche Angelegenheiten zu beachten
  • MVZ unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich ihrer Expansionsmöglichkeiten von Gemeinschaftspraxen

Inhaltsverzeichnis:


1.      Was versteht man unter einem medizinischen Versorgungszentrum (MVZ)?

2.      Was wird beim medizinischen Versorgungszentrum gemacht und wie werden sie finanziert?

3.      Was ist der Vorteil eines medizinischen Versorgungszentrums?

4.      Was ist der Unterschied zwischen einem medizinischen Versorgungszentrum und einer Gemeinschaftspraxis?

 

Was versteht man unter einem medizinischen Versorgungszentrum?

Seit 2016 ist eine kontinuierliche Zunahme des MVZ in Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus als Träger anhand der Statistik ersichtlich. In einem solchen medizinischen Versorgungszentrum handelt die ärztliche Leitung in medizinischen Angelegenheiten eigenständig und ist entweder als fest angestellter Arzt oder als Vertragsarzt im MVZ tätig. MVZ sind kooperative Praxisformen, in denen mindestens zwei Ärzte gemeinsam arbeiten. Im Gegensatz zu anderen Praxisformen sind im MVZ die Inhaberschaft und die medizinische Leistungserbringung personell getrennt. Sie streben eine umfassende, integrierte Versorgung an, die verschiedene Fachrichtungen, ambulante und stationäre Behandlungen sowie Rehabilitation unter einem Dach vereint, um die Versorgung für Patienten zu erleichtern. MVZ haben außerdem verschiedene gesellschaftsrechtliche Rechtsformen zur Auswahl. Gemäß § 95 Absatz 1a SGB V ist die Gründung in Form einer Personengesellschaft erlaubt, wie beispielsweise Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) oder, falls ausschließlich Vertragsärzte beteiligt sind, die Partnerschaftsgesellschaft. Auch eine eingetragene Genossenschaft oder eine öffentlich-rechtliche Rechtsform sind als Optionen möglich.

Was wird in einem medizinischen Versorgungszentrum gemacht und wie werden sie finanziert?

Medizinische Versorgungszentren dienen dazu, die medizinische Versorgung effizienter zu gestalten und den Patienten einen umfassenderen Zugang zu verschiedenen medizinischen Dienstleistungen zu ermöglichen. Darüber hinaus können MVZs ambulante Behandlungen durchführen, Diagnosen stellen und therapeutische Maßnahmen anbieten, und sie sind oft auf eine spezielle medizinische Fachrichtung oder mehrere Fachbereiche spezialisiert. 

Die Finanzierung eines MVZ kann durch Eigenkapital, Bankkredite, öffentliche Fördermittel oder alternative Finanzierungsformen wie Leasing oder Factoring erfolgen. Die Leistungseinnahmen der angestellten und selbstständigen Vertragsärzte dienen dabei als Finanzierungsbasis. Als verantwortlicher Leistungserbringer und Vertragspartner agiert das MVZ gegenüber Patient:innen, der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) und den Krankenkassen.

 

Was sind die Vorteile eines medizinischen Versorgungszentrums?

Die steigende Anzahl angestellter Ärzte in medizinischen Versorgungszentren ist auf zahlreiche Vorteile dieser Organisationsform zurückzuführen. MVZ ermöglichen Ärzte, sich vollständig auf die Patientenbehandlung zu konzentrieren, ohne sich um betriebswirtschaftliche Angelegenheiten kümmern zu müssen. Diese Struktur fördert nicht nur effiziente Abläufe, sondern erzeugt auch Kosteneinsparungen durch die gemeinsame Nutzung von Ressourcen wie Räumlichkeiten, Technik und Marketing. Zudem entsteht ein förderlicher kollegialer Austausch. Die klare Trennung zwischen ärztlicher Tätigkeit und Besitzverhältnissen mindert das finanzielle Risiko für die Ärzte und ermöglicht ihnen, mehr Zeit in die Versorgung der Patienten zu investieren. Zudem erlaubt die flexible Anpassung der Arbeitszeitmodelle eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben.Formularbeginn

Neben den genannten Vorteilen lassen sich auch Nachteile eines MVZ identifizieren. MVZ, die von Kapitalgesellschaften betrieben werden, stehen in der Kritik, da die Rendite häufig über die Patientengesundheit gestellt wird. Ob diese Ergebnisse auf ganz Deutschland übertragbar sind, bleibt offen. Ein möglicher Regulierungsbedarf wird diskutiert, um wirtschaftliche Interessen nicht auf Kosten der medizinischen Versorgung zu priorisieren. Außerdem kann die zwischenmenschliche Beziehung zu Patienten aufgrund der Struktur des MVZ eher anonym und unpersönlich sein, was Vertrauensprobleme und zwischenmenschliche Konflikte begünstigen kann.

 

Was ist der Unterschied zwischen medizinischen Versorgungszentren und Gemeinschaftspraxen?

Beide Kooperationsmodelle haben Vorzüge, aber ihre Expansionsmöglichkeiten unterscheiden sich. In Gemeinschaftspraxen sind Ärzte verpflichtet, persönlich medizinische Leistungen zu erbringen, und die Gesellschafter müssen auf dem Praxisschild ausgewiesen sein, was die Expansion begrenzen kann. Im Gegensatz dazu ermöglicht ein MVZ aufgrund der Nutzung von Kostenvorteilen eine erweiterte Expansion. Beim Ausscheiden eines Arztes aus einer Gemeinschaftspraxis muss ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden werden, während im MVZ die verbleibenden Ärzte gemeinsam den Anteil übernehmen können. Die Abrechnung von Leistungen und die Patientenperspektive zeigen allerdings nur geringe Unterschiede zwischen Gemeinschaftspraxen und MVZ.

 

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1 Medizinische Versorgungszentren: Statistische Informationen, KBV