
Reisethrombose: Warum langes Sitzen gefährlich sein kann - und wie du vorbeugst
Langes Sitzen auf Reisen – besonders im Flugzeug – kann die Entstehung von Blutgerinnseln in den Beinvenen begünstigen. Diese sogenannte Reisethrombose ist zwar selten, kann aber gefährlich werden. In diesem Beitrag erfährst du, wie Thrombosen entstehen, wer besonders gefährdet ist und wie du mit einfachen Maßnahmen effektiv vorbeugen kannst.
Das Wichtigste im Überblick
Reisethrombose entsteht meist durch langes Sitzen, z. B. bei Flugreisen, wodurch der Blutfluss in den Beinvenen verlangsamt wird – besonders in Kombination mit Flüssigkeitsmangel und eingeschränkter Bewegung.
Gefährlich wird es, wenn sich ein Blutgerinnsel löst und eine Lungenembolie verursacht – eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation.
Risikogruppen wie ältere Menschen, Schwangere oder Personen mit Venenleiden sollten besonders vorsichtig sein und ggf. ärztlichen Rat einholen.
Einfache Maßnahmen wie Kompressionsstrümpfe, regelmäßige Bewegung, Venengymnastik und ausreichend Trinken können das Thromboserisiko auf Reisen deutlich senken.
Inhaltsverzeichnis:
1. Was ist eine Reisethrombose?
2. Wie bemerke ich eine Thrombose und wie wird sie behandelt?
3. Warum ist das Thromboserisiko bei Flugreisen erhöht?
4. Effektive Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe
5. Für wen ist besondere Vorsicht geboten?
Was ist eine Reisethrombose?
Eine Reisethrombose ist eine spezielle Form der Thrombose, bei der sich ein Blutgerinnsel (Thrombus) in den tiefen Venen der Beine bildet. Ausgelöst wird sie vor allem durch langes Sitzen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, wie es bei Flugreisen, langen Autofahrten oder Busreisen typisch ist. Dabei verlangsamt sich der Blutfluss, insbesondere in den Venen der Kniekehlen, die durch die Sitzhaltung abgedrückt werden. Hinzu kommt oft ein Flüssigkeitsmangel – etwa durch trockene Flugzeugluft, Hitze oder koffeinhaltige Getränke –, wodurch das Blut „eindickt“ und die Bildung von Gerinnseln begünstigt wird.
Das Risiko betrifft nicht nur ältere Menschen oder Personen mit bestehenden Venenproblemen, sondern auch gesunde Reisende. Erste Anzeichen können Schwellungen, Schmerzen oder ein Spannungsgefühl im Bein sein. Besonders gefährlich wird es jedoch, wenn sich ein Thrombus löst und mit dem Blutstrom in die Lunge gelangt. Dort kann er ein Gefäß verschließen und eine Lungenembolie auslösen – eine ernsthafte und potenziell lebensbedrohliche Komplikation, die sogar noch Wochen nach der Reise auftreten kann.
Wie bemerke ich eine Thrombose und wie wird sie behandelt?
Typische Anzeichen einer Thrombose sind eine plötzlich auftretende, meist einseitige Schwellung des Beins, Spannungs- oder Schmerzen, Überwärmung sowie eine bläuliche oder rötliche Verfärbung der Haut. Zur Diagnose setzen Ärztinnen und Ärzte vor allem die Duplexsonographie der Venen ein, ergänzt durch Laboruntersuchungen wie den D-Dimer-Test. Die Therapie zielt darauf ab, das Wachstum des Blutgerinnsels zu stoppen und Embolien zu verhindern. Standard ist eine Antikoagulation mit Heparin oder oralen Gerinnungshemmern, oft begleitet von einer konsequenten Kompressionstherapie mit Verbänden oder Kompressionsstrümpfen. In seltenen Fällen kommen interventionelle Verfahren oder eine operative Entfernung des Thrombus zum Einsatz.
Warum ist das Thromboserisiko bei Flugreisen erhöht?
Längere Flugreisen – insbesondere ab einer Dauer von vier Stunden – erhöhen das Risiko für die Bildung von Blutgerinnseln, also einer Thrombose.
Das liegt an mehreren Faktoren, die während des Flugs zusammenwirken:
1. Langes Sitzen mit eingeschränkter Bewegung
In der engen Sitzposition ist die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Vor allem in der Kniekehle werden die Venen abgeknickt, wodurch der Blutfluss verlangsamt wird. Diese Stauung fördert die Bildung von Gerinnseln – besonders in den tiefen Beinvenen.
2. Geringe Luftfeuchtigkeit
Die Kabinenluft ist extrem trocken (oft unter 20 % Luftfeuchtigkeit). Dadurch verliert der Körper unbemerkt Flüssigkeit, was das Blut "dicker" macht und die Fließeigenschaften verschlechtert.
3. Niedriger Kabinendruck
Im Flugzeug herrscht ein reduzierter Luftdruck, vergleichbar mit einer Höhe von 2.000–2.500 Metern. Dies kann zu einer leichten Sauerstoffunterversorgung führen, was ebenfalls die Gerinnungsneigung des Blutes beeinflussen kann.
Die Kombination aus Bewegungsmangel, Flüssigkeitsverlust und veränderten Umgebungsbedingungen macht Langstreckenflüge zu einem relevanten Risikofaktor für eine Thrombose. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Effektive Maßnahmen zur Thromboseprophylaxe
Längeres Sitzen auf Flugreisen erhöht das Risiko für eine Venenthrombose – doch mit einfachen Maßnahmen kannst du dem effektiv vorbeugen. Hier die wichtigsten Tipps vor und während der Reise:
Vor der Reise
Risikoeinschätzung durch Ärztin oder Arzt:
Wer bereits Vorerkrankungen hat oder zur Risikogruppe zählt (z. B. durch frühere Thrombosen, Gerinnungsstörungen oder hormonelle Therapie), sollte vorab ärztlichen Rat einholen. Gegebenenfalls werden gerinnungshemmende Medikamente (Tabletten oder Thrombosespritzen) empfohlen.
Kompressionsstrümpfe tragen:
Gut sitzende Stütz- oder Reisestrümpfe verbessern den venösen Rückfluss im Bein und senken das Thromboserisiko. Beratung und Anprobe gibt es in der Apotheke.
Venenstärkende Präparate:
Wer im Alltag zu geschwollenen Beinen neigt, kann vor einer Reise Venentabletten mit Extrakten aus rotem Weinlaub oder Rosskastanie einnehmen. Diese stärken die Gefäßwände und können Wassereinlagerungen reduzieren.
Während der Reise
Bequeme Kleidung wählen:
Lockere Kleidung und Schuhe verhindern Druckstellen und fördern die Durchblutung. Enge Hosen oder Gürtel sollten vermieden werden.
Regelmäßig aufstehen und gehen:
Bei Langstreckenflügen hilft es, alle ein bis zwei Stunden aufzustehen, ein paar Schritte zu gehen oder zumindest die Beine zu strecken.
Fuß- und Beinübungen im Sitzen:
Auch ohne aufzustehen kannst du deine Venen aktiv unterstützen:
- Füße kreisen
- Zehen anziehen und strecken
- Waden anspannen und lockern
Bereits kleine Übungen wirken positiv auf die Blutzirkulation.
Ausreichend trinken:
Die trockene Kabinenluft entzieht dem Körper Flüssigkeit. Trinke etwa 250 ml pro Reisestunde, am besten Wasser, verdünnte Fruchtsäfte oder Kräutertee.
Vermeide entwässernde Getränke wie Alkohol, Kaffee und schwarzen Tee – sie fördern die Dehydration und können die Blutviskosität erhöhen.
Für wen ist besondere Vorsicht geboten?
Das Risiko für eine Reisethrombose ist von Person zu Person unterschiedlich. Während gesunde Menschen bei Flugreisen in der Regel nur ein geringes Risiko tragen, sollten bestimmte Gruppen besonders aufmerksam sein und gezielt vorbeugen.
Einteilung nach Risiko
Fazit
Längere Flugreisen sind nicht nur eine Belastung für den Kreislauf – sie können auch das Risiko für eine Reisethrombose deutlich erhöhen. Besonders durch langes, bewegungsloses Sitzen, die trockene Kabinenluft und einen verringerten Luftdruck kommt es zu einer Verlangsamung des Blutflusses, was die Bildung von Blutgerinnseln in den Beinvenen begünstigt. Im schlimmsten Fall kann ein solches Gerinnsel in die Lunge gelangen und eine lebensbedrohliche Embolie verursachen.
Doch die gute Nachricht ist: Mit ein wenig Vorbereitung und Aufmerksamkeit lässt sich einer Thrombose effektiv vorbeugen. Bereits einfache Maßnahmen wie das Tragen von lockerer Kleidung, regelmäßige Bewegung an Bord, gezielte Venengymnastik im Sitzen und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr helfen dabei, den Blutfluss in den Beinen aufrechtzuerhalten. Wer zusätzlich zur Risikogruppe zählt – etwa aufgrund von Vorerkrankungen, Schwangerschaft, Übergewicht oder früheren Thrombosen – sollte vor der Reise ärztlichen Rat einholen und gegebenenfalls Kompressionsstrümpfe oder eine medikamentöse Prophylaxe in Betracht ziehen.
Thromboseprophylaxe muss weder aufwendig noch kompliziert sein. Mit dem richtigen Wissen und ein paar gezielten Vorkehrungen steht einer sicheren und entspannten Reise nichts im Weg – ganz gleich, ob es in den Urlaub oder auf Geschäftsreise geht.