Diabetisches Fußsyndrom: so beugen Sie vor

Diabetisches Fußsyndrom: so beugen Sie vor 

Ein kleiner Riss in der Haut, eine unbemerkte Druckstelle – bei Menschen mit Diabetes können solche Kleinigkeiten schwerwiegende Folgen haben. Das diabetische Fußsyndrom entwickelt sich oft schleichend und bleibt lange unbemerkt. Doch mit der richtigen Pflege und Aufmerksamkeit lassen sich viele Komplikationen vermeiden. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie das diabetische Fußsyndrom entsteht, woran Sie erste Anzeichen erkennen und welche Maßnahmen helfen, Ihre Fußgesundheit zu erhalten.

 

Das Wichtigste im Überblick

 

Früherkennung und Prävention sind entscheidend, um das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden und schwerwiegende Komplikationen wie Amputationen zu verhindern.

Regelmäßige Fußpflege und Kontrolle helfen, Verletzungen früh zu erkennen und Infektionen zu vermeiden – am besten in Kombination mit professioneller Unterstützung.

Gut eingestellter Blutzucker sowie die Behandlung von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten sind grundlegend für die Vorbeugung.

Passendes Schuhwerk und der Verzicht auf Barfußlaufen schützen die Füße vor Druckstellen, Verletzungen und Überlastungen.

 

Inhaltsverzeichnis:

 

1. Was ist ein diabetisches Fußsyndrom?

2. Wie äußert sich ein diabetisches Fußsyndrom?

3. Die 4 Stadien des diabetischen Fußes

4. Was sind die Ursachen eines diabetisches Fußsyndroms?

5. Wie wird ein diabetisches Fußsyndrom behandelt?

6. Tipps zur Prävention 

 

 

Was ist ein diabteisches Fußsyndrom?

 

Das diabetische Fußsyndrom (DFS) ist eine schwerwiegende Folgeerkrankung eines schlecht eingestellten Diabetes mellitus. Es bezeichnet krankhafte Veränderungen an den Füßen, die durch dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte entstehen. Diese führen zu Schädigungen der Nerven (Neuropathie) und Blutgefäße (Angiopathie), wodurch Durchblutung und Schmerzempfinden beeinträchtigt werden.

Typische erste Anzeichen sind trockene Haut und vermehrte Hornhautbildung. Daraus können leicht Risse und chronische Wunden entstehen, die schlecht oder gar nicht heilen und sich infizieren können. Im fortgeschrittenen Stadium können diese Infektionen tiefere Gewebeschichten und sogar Knochen betreffen. Unbehandelt kann dies im schlimmsten Fall zu einer Amputation führen.

Eine frühzeitige Diagnose, gezielte Wundversorgung, gute Blutzuckereinstellung sowie regelmäßige Fußpflege sind entscheidend, um das Fortschreiten des diabetischen Fußsyndroms zu verhindern und die Heilungschancen zu verbessern.

 

 

Wie äußert sich ein diabetisches Fußsyndrom?

Das diabetische Fußsyndrom zeigt sich durch eine Vielzahl von Symptomen, die auf Nervenschäden (Polyneuropathie) und Durchblutungsstörungen zurückzuführen sind. Typische erste Anzeichen sind trockene Haut, vermehrte Hornhautbildung sowie Taubheitsgefühle, Kribbeln oder brennende Schmerzen – vor allem nachts. Die Sensibilität der Haut ist deutlich reduziert, sodass Verletzungen oft unbemerkt bleiben.

 

Weitere mögliche Symptome:

  • Rötungen, Schwellungen und Überwärmung – auch ohne Schmerzempfinden
  • Blasse, bläuliche oder schwarze Hautverfärbungen
  • Druckstellen, offene Wunden oder Geschwüre (Ulkus)
  • Fehlstellungen wie Krallenzehen
  • Kühl wirkende Haut mit fehlendem Puls an den Fußarterien

 

Man unterscheidet zwei Hauptformen:

 

Neuropathischer Fuß: Warm, rosig, mit verminderter Schmerz- und Temperaturempfindung sowie Muskelabbau und Fehlstellungen.

Ischämischer Fuß: Blass oder bläulich verfärbt, kühl, schmerzhaft bei Belastung, mit verzögerter Wundheilung aufgrund mangelnder Durchblutung.

 

Zur Beurteilung des Schweregrads nutzen Fachkräfte häufig die Wagner-Armstrong-Klassifikation, die die Tiefe der Wunde sowie das Ausmaß von Infektion und Durchblutungsstörung berücksichtigt. Eine frühzeitige Erkennung und ärztliche Behandlung sind entscheidend, um schwere Komplikationen bis hin zur Amputation zu vermeiden.

 


Die 4 Stadien des diabtischen Fußes

 

Zur Beurteilung der Schwere eines diabetischen Fußsyndroms nutzen Fachärzte häufig die kombinierte Wagner-Armstrong-Klassifikation. Diese dient als Grundlage für die Wahl der Therapie und zur Einschätzung des Risikos von Komplikationen wie Infektionen oder Amputationen.

1. Wagner-Klassifikation – Tiefe der Wunde


Die Wagner-Skala beschreibt den Schweregrad der Gewebezerstörung:

     Grad 0: Risikofuß, keine offene Wunde

     Grad 1: Oberflächliche Hautläsion

     Grad 2: Tiefergehende Wunde mit Beteiligung von Sehnen oder Kapseln

     Grad 3: Beteiligung von Knochen und/oder Gelenken

     Grad 4: Nekrose im Vor- oder Rückfuß

     Grad 5: Nekrose des gesamten Fußes

 

2. Armstrong-Stadien – Zusatzfaktoren


Ergänzend zur Wundtiefe beurteilt die Armstrong-Klassifikation, ob eine Infektion oder Durchblutungsstörung (Ischämie) vorliegt:

    Stadium A: Keine Infektion oder Ischämie

    Stadium B: Mit Infektion

    Stadium C: Mit Ischämie (reduzierte Durchblutung

    Stadium D: Kombination aus Infektion und Ischämie

 

3. Kombination Wagner/Armstrong


In der Praxis werden beide Klassifikationen kombiniert eingesetzt, um ein umfassendes Bild des Wundzustands zu erhalten – beispielsweise: „Wagner 2, Stadium C“ steht für eine tiefe Wunde mit Durchblutungsstörung.

Diese kombinierte Einschätzung ist in Deutschland weit verbreitet und unterstützt medizinisches Fachpersonal dabei, gezielt auf das individuelle Risiko und den klinischen Zustand einzugehen.

 

 

Wie wird ein diabtisches Fußsyndrom behandelt?

 

Das diabetische Fußsyndrom entsteht als Folge von langjährig schlecht eingestellten Blutzuckerwerten bei Diabetes mellitus. Die dauerhaft erhöhten Glukosewerte schädigen vor allem Nerven und Blutgefäße an den Füßen. Daraus entwickeln sich zwei Hauptformen des diabetischen Fußsyndroms (DFS):

 

1. Diabetische Neuropathie (Nervenschädigung)

 - Die Schädigung der Nerven beeinträchtigt das Schmerz-, Temperatur- und Berührungsempfinden.

 - Verletzungen wie Druckstellen oder kleine Wunden werden nicht bemerkt und dadurch nicht rechtzeitig behandelt.

 - Betroffene zeigen häufig Fehlstellungen (z.B. Krallenzehen), trockene Haut und eine gestörte Muskelaktivität.

 - Dies kann zu Fehlbelastungen, offenen Wunden und sogenannten Charcot-Füßen führen – einem schmerzlosen Knochenbruch durch unbemerkte Belastung.

 

2. Diabetische Angiopathie (Gefäßschädigung)

 - Durch die Verkalkung und Verengung kleiner und großer Blutgefäße ist die Durchblutung gestört.

 - Sauerstoff und Nährstoffe erreichen das Gewebe nur unzureichend – Wunden heilen schlecht oder gar nicht.

 - Typisch sind blasse, kalte Füße mit livider Verfärbung, trockener Haut, Haarverlust und schwach tastbaren Fußpulsen.

 

3. Gemischtes DFS

In vielen Fällen sind sowohl Nerven als auch Blutgefäße betroffen – man spricht dann vom gemischten diabetischen Fußsyndrom. Das Risiko für schlecht heilende Wunden und Infektionen ist hier besonders hoch.

 

Weitere Auslöser und Risikofaktoren

Neben den durch Diabetes verursachten Nerven- und Gefäßschäden begünstigen auch äußere Faktoren die Entstehung eines diabetischen Fußes:

 - Unpassendes Schuhwerk, Druckstellen durch enge Schuhe oder Fremdkörper (z.B. Steinchen im Schuh)

 - Hornhautschwielen, die zu schmerzfreien Verletzungen führen können

 - Ungeeignete Fußpflege oder Barfußlaufen

 - Rauchen, da es die Gefäßgesundheit zusätzlich verschlechtert

 - Adipositas, da Übergewicht die Belastung der Füße erhöht

 - Depressionen, die zur Vernachlässigung der Diabetesbehandlung führen können

 - Frühere Amputationen, die das Risiko für neue Läsionen steigern

 

 

Tipps zur Prävention 

 

Ein diabetischer Fuß kann schwerwiegende Folgen haben – bis hin zur Amputation. Um das Risiko zu senken, ist eine frühzeitige und konsequente Vorbeugung entscheidend. Die folgenden Maßnahmen helfen dabei, Fußkomplikationen zu vermeiden:

 

1. Blutzucker und Stoffwechsel im Griff behalten

- Der wichtigste Schutz ist eine gut eingestellte Diabetes-Erkrankung.

- Regelmäßige Blutzuckerkontrollen und Arztbesuche helfen, die Stoffwechsellage stabil zu halten.

- Auch Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte sollten gut behandelt werden.

 

2. Tägliche Fußpflege und -kontrolle

- Füße täglich kurz mit lauwarmem Wasser waschen, gründlich abtrocknen, besonders zwischen den Zehen.

- Regelmäßig eincremen, um trockene Haut zu vermeiden.

- Auf Hornhautentfernung mit scharfen Gegenständen (z.B. Hobel, Scheren) verzichten besser Bimsstein oder professionelle Hilfe nutzen.

- Nägel vorsichtig mit einer Feile kürzen, nicht mit Schere oder Knipser.

- Tägliche Kontrolle auf Risse, Blasen, Rötungen oder Druckstellen.

 

3. Passendes Schuhwerk tragen

- Schuhe sollten bequem, weit, weich sein à Keine hohen Absätze tragen

- Vor dem Anziehen Schuhe kontrollieren (z.B. auf Steinchen oder Fremdkörper).

- Täglicher Wechsel der Socken, möglichst nahtlos und ohne Gummibund.

- Orthopädische Maßschuhe oder Einlagen können erforderlich sein – verordnet durch den Arzt und angepasst vom Orthopädieschuhmacher.

 

4. Verletzungen und Infektionen vermeiden

- Niemals barfuß laufen – weder drinnen noch draußen.

- Füße vor starker Hitze schützen – keine Wärmflaschen, Heizkissen, Körnerkissen oder Fön zur Erwärmung verwenden.

- Keine Hühneraugenpflaster oder Warzentinkturen benutzen – Verletzungsgefahr!

- Vorsicht vor Fußpilz, besonders in Schwimmbädern.

 

5. Früherkennung und Vorsorge ernst nehmen

- Füße regelmäßig ärztlich kontrollieren lassen – durch Hausarzt, Diabetologen, Podologen oder in der Fußambulanz.

- Teilnahme an Schulungen zur Diabetesvorsorge wird empfohlen.

- Bei ersten Anzeichen wie Taubheitsgefühl, Schmerzen, Veränderungen der Haut oder Verletzungen sofort ärztlichen Rat einholen.

 

6. Rauchen vermeiden

- Rauchen verschlechtert die Durchblutung und erhöht das Risiko für Gefäßschäden – ein Verzicht verbessert die Fußgesundheit deutlich.

 

Zusätzliche Hinweise

- Der „Diabetiker-Fußpass“ hilft bei der Dokumentation der Fußgesundheit und klärt über das Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung bei drohender Amputation auf.

- Er kann kostenlos unter diabetesfusspass@ddg.info bestellt werden.

 

Fazit 

 

Das diabetische Fußsyndrom ist eine ernstzunehmende Folgeerkrankung bei Diabetes mellitus, die oft unbemerkt beginnt und im schlimmsten Fall zur Amputation führen kann. Umso wichtiger ist es, frühzeitig gegenzusteuern. Eine gute Blutzuckereinstellung, konsequente Fußpflege und regelmäßige ärztliche Kontrollen sind entscheidende Bausteine der Prävention. Wer auf passendes Schuhwerk achtet, Verletzungen vermeidet und Veränderungen an den Füßen frühzeitig erkennt, kann viele Komplikationen verhindern. Mit dem richtigen Wissen und einer aufmerksamen Selbstfürsorge lässt sich die Fußgesundheit auch bei Diabetes langfristig erhalten. Der kostenlose Diabetiker-Fußpass bietet dabei eine wertvolle Orientierung und unterstützt bei der Früherkennung sowie in der Kommunikation mit dem medizinischen Fachpersonal.