Knie-Reha Phase 3

Knie-Reha - Phase 3

Die größte Hürde ist geschafft - die Normalität kehrt zurück. In diesem Beitrag erfahren Sie alles, was Sie in der dritten Phase Ihrer Rehazeit nach einer Knieverletzung beachten sollen und wie Sie Ihre Muskulatur stärken können.

Was bedeutet Propriozeption?

Propriozeption ist nichts anderes als ein anderer Begriff für das Bewegungsgefühl, die Sensomotorik oder auch Tiefensensibilität – also das Zusammenspiel der Sinne für Stellung, Bewegung und Kraft.

Propriozeption ermöglicht uns eine Wahrnehmung der Position (Lagesinn) und der Bewegungen (Kinästhesie) von Gelenken und Gliedmaßen. Weiterhin eine Abschätzung der notwendigen Muskelkraft (Kraftsinn) zur Einhaltung oder Veränderung von Positionen. Sie ist also die Voraussetzung für koordinierte Bewegungen und motorische Reflexe.

Dieses Bewegungsgefühl wird durch Schädigungen am Bewegungsapparat (insbesondere an Gelenken, Sehnen, Bändern, Muskeln), nervalen Schäden und Immobilisation beeinträchtigt. Die Koordination, das Zusammenspiel von Lagebestimmung und erforderlicher Korrektur, sowie das Zusammenspiel der Muskulatur funktioniert dann nicht mehr reibungslos.

Wie funktioniert die Bewegungssteuerung?

In und um die Gelenke (so z. B. in den Kreuzbändern, den Menisken und Muskelansätzen) sind verschiedene Rezeptoren verteilt, die Reize wahrnehmen und diese in nervöse Erregungen umwandeln. Sie werden an das Zentralnervensystem geleitet, wo sie verarbeitet werden und zu nervösen Impulsen führen. Diese steuern dann die Muskeln, so dass eine harmonische Bewegung entsteht oder andere Bewegungsaufgaben erfüllt werden können.

Melden die Bewegungsmelder an das Gehirn, dass der Untergrund, auf dem Sie stehen, sehr glatt ist (z.B. Eis), werden Ihre Beinmuskeln eine andere Spannung aufbauen (Sie werden sich anders bewegen), als auf sicherem Untergrund. Melden die Schmerz- und Mechanorezeptoren, dass eine Störung/Verletzung im Gelenk vorliegt (wie nach einem Unfall oder einer OP), führt das zur Einschränkung der Bewegungen. Ihr Bein fühlt sich steif und unbeweglich an. Sobald die Bewegungsmeldung gestört ist, wird die Bewegung selbst unsicher.

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Wie kann ich Kraft und Ausdauer trainieren?

Stabilität für den Alltag

Mit Kraft und Ausdauer unterstützen Sie Ihren Bewegungsapparat. Kontinuierliches Training verhindert zu schnelle Ermüdung, vor allem aber unterstützt es dabei, die Gelenke in der gesamten Bewegungskette adäquat zu stabilisieren. Bei der eingesetzten Kraft geht es dabei nicht um „so viel wie möglich“, sondern um „so viel wie notwendig“. Der Schwerpunkt sollte also vor allem auf einer Kraftausdauerbelastung liegen, die mit möglichst exakten Bewegungsausführungen erreicht wird.

Kräftigung und Stabilisationsübung mit seitlichem Zug

Kräftigung mit Zug Stabilisationübung Knie

Befestigen Sie ein elastisches Trainingsband auf Schulterhöhe, z. B. am Türrahmen mit einem speziellen Anker. Sie stehen in Schrittstellung, ihr Gewicht verlagern Sie auf das vordere Bein. Mit dem hinteren Bein stützen Sie sich, wenn möglich, nur auf den Zehenspitzen ab. Ziehen Sie das Band mit beiden Händen am Körper vorbei, von einer Seite zur anderen und wieder zurück. Versuchen Sie, die Bewegung gleichmäßig und nicht ruckartig auszuführen. Halten Sie den Oberkörper dabei aufrecht und verdrehen Sie ihn möglichst wenig, so dass die Bewegung hauptsächlich aus den Armen/ Schultern erfolgt. Die Knie sind leicht gebeugt. Absolvieren Sie diese Übung auch mit dem gesunden Bein vorne.

Vor dem Spiegel üben: Sie können sich am besten kontrollieren, wenn Sie vor einem Spiegel üben. Später können Sie diese Übung auch auf einem Kippbrett oder Therapiekreisel ausführen.

Stabilisation auf instabiler Ebene

Durch den wackeligen Untergrund muss Ihre Beinmuskulatur sehr anspruchsvolle Stabilisationsaufgaben bewältigen. Halten Sie die Arme seitlich gestreckt und leicht nach vorne, ziehen Sie das elastische Trainingsband langsam nach hinten, am Körper vorbei und führen Sie dann die Arme gleichmäßig wieder nach vorne. Achten Sie darauf, dass das Knie leicht gebeugt ist, der Rücken gerade oder leicht im Hohlkreuz. Steigern Sie die Übung nach den Regeln des koordinativen Trainings. Üben Sie zuerst beidbeinig auf dem Kippbrett (Kippachse vorwärts/rückwärts) dann in Schrittstellung, so dass Sie sich mit dem hinteren Bein noch leicht abstützen können.

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Stabilisation mit Zug von vorne

Befestigen Sie ein elastisches Trainingsband mit Hilfe eines speziellen Ankers auf mittlerer Höhe, z.B. am Türrahmen. Ziehen Sie das Band mit dem betroffenen Bein nach hinten und zwar so, dass Hüfte und Knie ganz durchgestreckt sind. Halten Sie den Oberkörper gerade und leicht nach vorne geneigt. Versuchen Sie, das Zugbein nach hinten ganz durchzustrecken. Sollten Sie am Anfang Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht haben, können Sie sich auch an der Wand abstützen, bis Sie sicher auf einem Bein stehen. Machen Sie diese Übung beidseitig, so dass das betroffene Bein auch als Standbein eingesetzt wird. Während das Bein in der ersten Übungseinheit gekräftigt wird, muss es als Standbein sehr anspruchsvolle Stabilisationsaufgaben erfüllen.

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Beugung und Streckung mit dem Gymnastikball

Legen Sie sich auf eine Trainingsmatte und beide Beine auf den Gymnastikball. Beugen Sie die Knie und ziehen Sie die Beine zusammen mit dem Gymnastikball zu sich heran. Gleichzeitig heben Sie das Becken vom Boden ab. Nun rollen Sie den Ball langsam vor und zurück. Versuchen Sie, das Becken dabei in der Luft zu halten. Strecken Sie die Arme seitlich etwas weiter aus. Das hilft Ihnen dabei, den Körper zu stabilisieren. Ebenso hilfreich ist es, wenn Sie die Beine leicht auseinandernehmen.

Variation:

Strecken Sie die Arme seitlich etwas weiter aus. Das hilft Ihnen dabei, den Körper zu stabilisieren. Ebenso hilfreich ist es, wenn Sie die Beine leicht auseinandernehmen.

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Die Beugung des Knies nach der OP

Beugung und Streckung

Die Beugung des Kniegelenks bleibt in vielen Fällen nach der OP noch recht lange eingeschränkt. Für die Funktion des Knies und die Bewegungsabläufe des gesamten Beines ist die Streckung wesentlich wichtiger.

Die volle Streckung sollte in der zweiten Phase erreicht werden. Die Beugefähigkeit wird erfahrungsgemäß erst nach längerer Zeit vollständig erreicht. Sollten Sie allerdings längere Zeit mit der Beugung Ihres Knies nicht weiter als 90° (rechter Winkel) kommen, halten Sie bitte unbedingt Rücksprache mit Ihrem Arzt!

Achtung: Bei Kreuzbandplastiken mit Verwendung von Semitendinosus- und/oder Gracilissehnenmaterial kann es zum Lösen von narbigen Verklebungen kommen, Das ist schmerzhaft, heilt aber schnell wieder ab. Sie sollten diese Dehnungsübungen aber trotzdem vorsichtig fortführen, um die Beweglichkeit des Beins zu sichern und die Geschmeidigkeit der Muskulatur zu erhalten.

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Dehnungsübungen – richtig wichtig!

Die Verletzung und Ihre nun schon über einen längeren Zeitraum währende geringere und/oder auch veränderte Bewegung haben auch an Ihrer Muskulatur Veränderungen bewirkt. Verbunden mit Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit haben sich Ihre Muskeln an das geringere Bewegungsausmaß „gewöhnt“ und sind kürzer und schwächer geworden. Gezielte Dehnübungen werden Ihnen helfen, die gewohnte Beweglichkeit zurückzugewinnen. Betrachten Sie diesen Teil des Trainings einfach als „Muskelpflege“.

Dehnung der Oberschenkelrückseite

Ziehen Sie mit Hilfe eines Handtuchs oder eines elastischen Trainingsbandes Ihr gestrecktes Bein zum Oberkörper. Dadurch dehnen Sie die Muskulatur der Oberschenkelrückseite. Halten Sie die Dehnung einige Sekunden und legen Sie das Bein dann langsam wieder ab. Als Variation können Sie Ihr Bein in der Streckung etwas mehr nach innen oder außen bewegen. So erreichen Sie unterschiedliche Anteile der (ischiocruralen) Muskulatur.

Überlastung

Für die Dosierung des Trainings ist es vor allem wichtig, eine langsame kontinuierliche Steigerung der Belastungen mit ständiger Beobachtung der „Reaktionen“ des Körpers/Knie anzustreben. Schnelle Steigerungen zu Beginn der Behandlung führen ständig zur Gefahr von Überlastung mit erhöhter Entzündungsgefahr - und dann gefährden Sie das Gesamtergebnis. Also kontinuierlich langsam steigern: erst volle Beweglichkeit, dann belasten. Der Sieger wird am Ziel gekürt, nicht auf den ersten Metern.

Woran erkenne ich, dass ich das Knie überlastet habe?

  • Das Knie ist nicht nur leicht geschwollen, sondern auch noch gerötet und schmerzhaft.
  • Schwellung geht nach 3 Stunden, trotz Ruhe und Hochlagerung nicht zurück.
  • Beweglichkeit des Kniegelenks wird tendenziell schlechter/weniger statt besser. 

Ich habe Anlaufprobleme - was kann ich tun?

Diese Situation ist in den ersten Wochen normal und liegt daran, dass Ihr Gewebsstoffwechsel im Gelenk noch nicht wieder in normalen/gewohnten Bahnen verläuft. Führen Sie weiterhin regelmäßig Ihre Bewegungsübungen durch und üben Sie viel mit CAMOped, dann wird sich diese Situation bald bessern.

 

 

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